Schau auf deine Werte als Impuls fürs Coaching

Deine Werte helfen dir zu erkennen, was für dich Sinn macht, was dir wichtig und wertvoll ist. Werte geben dir Orientierung und dich an deinen Werten auszurichten, lässt dich mehr Wirksamkeit und Zufriedenheit erleben.

Allerdings ist uns die Funktion unserer Werte manchmal nicht wirklich klar. Wir verkennen ihre Bedeutung, uns auf dem Weg zu unseren Zielen oder beim Überwinden von Hürden zu unterstützen. Um dir dabei zu helfen, stelle ich dir ein ebenso einfaches wie überzeugendes Coaching-Tool vor.


Das kybernetische Dreieck

Diese Methode ist Bestandteil des St. Galler Coaching Modells. Dabei handelt es sich um ein Konzept der Coach Akademie Schweiz, die ihr Angebot als wertorientiertes systemisches Coaching bezeichnet. Im Mittelpunkt stehen also die Werte der Klienten, wodurch im Coaching eine bessere Wirksamkeit und Nachhaltigkeit erreicht werden soll. Dies ist nachvollziehbar, da eine Ausrichtung an den Werten der Coachees die Umsetzung und Beständigkeit von Veränderungen und Entwicklungsprozessen fördert.

Durch das kybernetische Dreieck wird die Sinnhaftigkeit von Zielen hinterfragt. Dahinter steht die Idee, dass ein Ziel an sich als sinnlos empfunden wird, wenn es nicht mit den eigenen Werten konform geht. Erst wenn ein Ziel dazu beiträgt, einen oder mehrere der persönlichen Werte zu bereichern, wird das Ziel mit intrinsischer Motivation angestrebt und als sinnvoll erlebt. Gehört beispielsweise Rücksichtnahme zu deinen wichtigen Werten, wirst du dich damit schwer tun, zusätzliche Aufgaben an Kolleg:innen mit hoher Arbeitsbelastung oder schwieriger Work-Life-Balance zu delegieren, auch wenn das dein erklärtes Ziel ist.

Doch wie genau funktioniert nun dieses Tool? Konzipiert ist es als Coaching-Methode, das heißt ein:e ausgebildete:r Coach begleitet dich mittels Coaching-Fragen durch die Anwendung des Tools. Du kannst es ansatzweise jedoch auch im Rahmen einer Selbstreflexion nutzen, um zumindest erste Impulse für deine aktuelle Fragestellung zu bekommen. Oder ihr geht zu Zweit durch die Methode und unterstützt euch gegenseitig.


Anleitung zur Anwendung des kybernetischen Dreiecks

Wie der Name schon sagt, wirken in diesem Modell drei Bausteine zusammen.

Grafik eines Dreiecks, links unten steht das Wort Ziel, rechts unten das Wort Problem und oben an der Spitze das Wort Wert

Visualisierung des kybernetischen Dreieck - eigene Darstellung

Je nach Fragestellung startest du mit deiner Reflexion beim Ziel oder beim Problem. Lass uns beide Wege detailliert durchgehen.

Ausgangssituation 1:

Du möchtest ein bestimmtes Ziel erreichen, bist aber unsicher, was den Weg dorthin angeht. Oder du hast konkrete Hürden vor Augen, die dir den Weg zum Ziel erschweren.

Dabei kann es schwierig sein, auf neue Ideen zu kommen, die dir auf dem Weg zum Ziel hilfreich sein können. Oder die Hürden sind so mächtig, dass du keine Möglichkeiten siehst, diese zu überwinden.

Dann löse dich gedanklich vom Fokus auf das Problem und hinterfrage stattdessen, welchen Wert oder welche Werte du durch diese Zielstellung vermehren willst. Diese Veränderung deiner Perspektive setzt frische Energien frei und bringt neue Lösungsmöglichkeiten zum Vorschein.

Ein Beispiel aus dem Job Crafting Umfeld:

  • Ziel: Eine Mitarbeiterin möchte sich in einem bestimmten Themenfeld weiterbilden, da dort ihre Interessen liegen und sie in diesem Tätigkeitsfeld Perspektiven für ihre zukünftige Karriereentwicklung sieht.

  • Problem: Das Unternehmen oder die Führungskraft gibt kein Budget für die gewünschte Weiterbildung frei, da das Thema nicht zu den originären Aufgaben der Mitarbeiterin zählt.

  • Wert: Die Mitarbeiterin reflektiert über ihre wichtigsten Werte und stellt fest, dass Neugier und Wissensdurst, aber auch Flexibilität und Willenskraft in ihrem Wertesystem eine hohe Bedeutung haben.

  • Lösung: Gerade die letztgenannten Aspekte bringen sie auf die Idee, nicht auf einer vom Unternehmen finanzierten Weiterbildung zu beharren, sondern andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Sie sucht nach geeigneten Mentor:innen aus ihrem Netzwerk und intensiviert die Kontakte zu Menschen, die in dem gewünschten Tätigkeitsfeld aktiv sind. So findet sie Veranstaltungen wie Konferenzen oder Workshops, die sie kostenfrei oder für kleines Geld in ihrer Freizeit besuchen kann.

Ausgangssituation 2:

Du kämpfst mit einem spezifischen Problem, hast aber keinen Plan, wie du es lösen kannst. Vielleicht siehst du auch nur Lösungen vor Augen, die sich nicht oder kaum realisieren lassen, weil sie beispielsweise nicht in deinem Einflussbereich liegen.

So blockieren dich deine Gedanken und es fällt dir schwer, andere Lösungsoptionen zu erkennen. Auch bei dieser Konstellation ist es hilfreich, auf deine Werte statt auf mögliche Lösungen zu fokussieren. Reflektiere für dich, welche deiner Werte durch das Problem verletzt werden und warum es ein Problem für dich ist. Das verschafft dir neue Blickwinkel und zeigt möglicherweise andere Lösungen auf, deine Werte zu leben.

Ein weiteres mit Bezug zu Job Crafting:

  • Problem: Der Kollege eines Mitarbeiters sondert sich immer mehr vom Team ab, vermeidet gemeinsame Pausen und wird mehr und mehr schweigsam. Das belastet den Mitarbeiter und er versucht, den Kollegen besser zu integrieren.

  • Vergebliche Lösungsversuche: Der Mitarbeiter spricht den Kollegen an und fragt ihn, was mit ihm los ist. Das versteht der Kollege als Kritik und Angriff und verbittet sich derart persönliche Fragen. Auch gut gemeinte Einladungen zum Mittagessen oder einem Kaffee lehnt er immer wieder ab.

  • Wert: Der Mitarbeiter denkt an seine wichtigsten Werte wie Harmonie und Vertrauen. Dabei stellt er fest, dass sein Bedürfnis, den Kollegen besser zu integrieren mehr seinen eigenen Bedürfnissen dient als den Wünschen des Kollegen.

  • Lösung: Er formuliert seine Angebote offener und bietet gemeinsame Pausen zwar an, aber ohne Einzelne konkret anzusprechen und so in Zugzwang zu bringen. Außerdem erzählt er selbst des öfteren von beruflichen und privaten Herausforderungen, was eine vertrauensvolle und persönliche Atmosphäre sowie Möglichkeit sich zu öffnen schafft. Der Mitarbeitenden kann so seine eigenen Werte leben, ohne dem Kollegen zu nahe zu treten.

Die geschilderte Vorgehensweise führt in vielen Fällen zum Kern des Themas und zeigt auf, um was es der jeweiligen Person wirklich geht. Durch die Frage nach den Werten tauchen andere Ursachen sowie Lösungsmöglichkeiten auf. So können dir deine Werte helfen, ganz konkrete Fragestellungen mit neuem Blickwinkel zu betrachten und zu bearbeiten.


Probiere das Tool für dich aus.

Mich hat diese Methode total begeistert, weil sie einerseits so einleuchtend ist und andererseits so unkompliziert in der Anwendung.

Ich würde mich freuen, wenn das Tool dir bei deinen Job Crafting Aktivitäten, zum Beispiel bei der Erarbeitung deines Aktionsplans, hilfreich ist.

Lass mich gern wissen, zu welchem Thema du es angewandt hast und wie es geklappt hat.

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